Kandidaten so unbeliebt wie nie

Bernhard Clemm
2 min readSep 16, 2021

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Armin Laschet und Annalena Baerbock auf historischen Tiefs

Bekanntermaßen läuft es nicht für Armin Laschet. Lag die Union in den Umfragen im Juli noch bei 30 Prozent, hält sie sich jetzt mühsam über den 20 Prozent. Noch bedrückender dürften für den Kandidaten seine Beliebheitswerte sein. Die Forschungsgruppe Wahlen misst seit den 1970er Jahren die Beliebheit der bekanntesten Politiker mit der Frage “Was halten Sie von…”. Die Antworten reichen von “-5 Halte überhaupt nichts von dem Politiker” bis zu “+5 Halte sehr viel von dem Politiker”. Die untenstehende Graphik zeigt die Werte aller Kanzlerkandidaten seit Anfang der Messung.

Abbildung 1: Durchschnittliche Beliebtheit aller Kanzlerkandidaten/Kanzler, 1977–2021. Quelle: Forschungsgruppe Wahlen. Semi-Transparente Linien im Hintergrund vebinden die Durchschnitte der einzelnen Umfragen. Fette Linien zeigen einen geglätteten Trend. Dargestellt sind diejenigen Politiker, die explizit als Kanzlerkandidaten antraten oder noch als Kanzler im Amt waren. Konfidenzintervalle werden nicht gezeigt, da ab 2017 nur Durchschnitte vorliegen.

Laschets Popularitätstiefflug ist nicht zu übersehen — und historisch unübertroffen. Selbst Franz-Josef Strauß 1980 (Beliebheitswert –0.63) und Helmut Kohl 1993 (–0.72) waren nie so unbeliebt wie Armin Laschet Anfang September (–0.8). (Diese Unterschiede sind nicht unbedingt statistisch signifikant — da die neueren Daten nur als Durchschnitte vorhanden sind, lassen sich Signifikanzen hier nicht testen.) Helmut Kohl war außerdem besser darin, sich bis zum Zeitpunkt drei Wochen vor der Wahl von seinen schlechten Werten zu erholen. Die Kohl-Kurve illustriert auch, wie man als unpopulärer Politiker immer wieder Wahlen gewinnen kann.

Allerdings hat Laschet in Annalena Baerbock eine ernste Konkurrentin um neue Negativrekorde. Anfang September lag sie bei –0.5. Das ist Platz 25 der schlechtesten jemals für Kandidaten gemessen Werte (von 1223 in dieser Analyse verwendeten Datenpunkten). Olaf Scholz ist guter sozialdemokratischer Durchschnitt — nicht ganz so hoch wie Schröder, geschweige denn Schmidt, zu deren besten Zeiten. Aber er steht deutlich besser da als Steinmeier, Steinbrück und Schulz zu diesem Zeitpunkt vor der Wahl.

Die nächste Abbildung zoomt nochmal in den Verlauf der letzten Zeit:

Abbildung 1: Durchschnittliche Beliebtheit aller Kanzlerkandidaten/Kanzler, 2019–2021. Quelle: Forschungsgruppe Wahlen. Linien im Hintergrund vebinden die Durchschnitte der einzelnen Umfragen. Konfidenzintervalle werden nicht gezeigt, da nur Durchschnitte vorliegen.

Quellen: https://www.forschungsgruppe.de/Umfragen/Politbarometer/Langzeitentwicklung_-_Themen_im_Ueberblick/Politik_II/; Kumuliertes Politbarometer von Gesis (ZA5100). Code: https://github.com/BernhardClemm/medium-popularity-politicians

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